Kain

Kain
Kain
 
[hebräisch vielleicht »Schmied«], biblische Gestalt; nach 1. Mose 4, 1 der erstgeborene Sohn von Adam und Eva und Bruder des Abel. Die Erzählung vom Brudermord Kains greift den Gegensatz zwischen Sesshaften und Nomaden auf: Kain war Bauer, Abel Hirte; als beide Gott ein Opfer darbrachten (Kain von den Früchten des Feldes, Abel von den Erstlingen seiner Herde), blickte Gott wohlgefällig auf Abels Opfer, aber nicht auf das Opfer Kains; aus Zorn über diese Missachtung erschlug daraufhin Kain seinen Bruder (1. Mose 4, 8). Zur Strafe wurde er von Gott zum rastlosen Umherirren verdammt. - Bei den in Kanaan angesiedelten Israeliten galt Kain wahrscheinlich als Ahnherr der Keniter, deren halbsesshafte Lebensweise als Strafe für ein früheres Vergehen angesehen wurde. Das Kainszeichen, durch das Kain vor der Blutrache geschützt wurde (1. Mose 4, 15), entsprach möglicherweise einer bei Beduinen üblichen Tätowierung.
 
 
Schon in frühchristlicher Zeit wurde Kain gemeinsam mit Abel auf Sarkophagen und in Wandmalereien der Katakomben dargestellt. Ihre Opfergaben sind zugleich ihr Attribut (Abel ein Lamm, Kain eine Ährengabe). Seit dem Mittelalter galt neben der Opfergabe Abels auch der Brudermord (Relief der Bronzetür des Hildesheimer Doms, 1015) als Symbol für den Opfertod Jesu Christi. Diese Szene wurde bis hin zu Tintoretto (»Kain erschlägt Abel«, 1550-51; Venedig, Galleria dell'Accademia) häufig dargestellt.
 
Literarische Behandlung:
 
Das Mittelalter deutete Abels Ermordung als Präfiguration des Opfertodes Jesu Christi und daher den Charakter Kains als widergöttlich. Aus dieser Festlegung löste sich der Stoff im 16. Jahrhundert Man versuchte, Kain, entsprechend Luthers Auslegung, als Ungläubigen zu erfassen, so in den Dramen von G. Macropedius (»Adamus«, 1512) und J. Ruof (»Adam und Eva«, 1550). Das Barock gestaltete das Thema in der Märtyrertragödie, wobei Kain die Rolle des skrupellosen Tyrannen erhielt: Constantin Christian Dedekind (»Erster Märterer Abel«, 1676); C. Postel (»Cain und Abel oder der verzweifelnde Brudermord«, 1698); C. Weise (»Cains Brudermord an dem unschuldigen Abel«, 1704). Empfindsame Deutung führte im 18. Jahrhundert zu mitfühlenden (S. Gessner, »Der Tod Abels«, 1758, Prosaepos) und dann auch entschuldigenden Darstellungen Kains: F. Graf zu Stolberg (»Kain am Ufer des Meeres«, 1747, Gedicht), Friedrich Müller (»Der erschlagene Abel«, 1775, und »Adams erstes Erwachen. ..«, 1778), T. S. Coleridge (»The wanderings of Cain«, 1798, Gedicht). Seit Lord Byrons prometheischem »Cain« (1821, Versdrama) stand der Empörer Kain im Mittelpunkt, so u. a. bei Leconte de Lisle in dessen »Poèmes barbares« (1862), P. Heyse (»Mythen und Mysterium«, 1904), A. Wildgans (»Kain«, 1920, Drama) und A. P. Gütersloh (»Kain und Abel«, 1924, Erzählung).
 
 
A. Brieger: K. u. Abel in der dt. Dichtung (1934);
 J. Rothschild: K. u. Abel in der dt. Lit. (Diss. 1934).

Universal-Lexikon. 2012.

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